Windenergie und Vögel
NABU-Studien zum Thema Verträglichkeit von Windenergie auf die Vogelwelt.
Greifvögel und Windkraftanlagen: Studie soll Unfallraten senken
Michael-Otto-Institut im NABU mit Leitung des Projektes beauftragt
Folgen Sie bitte den Link um mehr über die Studie "Windkraft & Greifvögel" zu erfahren.
Große Windkraftanlagen - große Auswirkungen auf die Vogelwelt?
Neue NABU-Studie belegt: Es kommt vor allem auf den Standort an
In einer Studie des Bergenhusener Michael-Otto-Instituts, im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, wurden im Jahr 2006 insgesamt 45 neue Untersuchungen ausgewertet, um die Auswirkungen neuer, moderner und größerer Windmühlen besser beurteilen zu können.
Störung und Kollisionsgefahr von Vögeln und Fledermäusen werden weniger durch die Anlagengröße als durch die Wahl des Standortes beeinflusst. "Die neuere Generation von Windkraftanlagen stören die meisten der untersuchten Brutvogelarten nicht unbedingt stärker als die alten Anlagen." sagte Dr. Hermann Hötker vom Michael-Otto-Institut. Allerdings nimmt bei Rastvögeln die Störungsempfindlichkeit mit der Anlagengröße zu und auch das Kollisionsrisiko erhöht sich. Die Gefahr für Vögel und Fledermäuse, an einem Rotor zu verunglücken, werde dabei vor allem durch den Standort beeinflusst. "Windkraftanlagen gehören nicht an Gewässer oder in Wälder, weil es hier zu den meisten Unfällen mit Vögeln oder Fledermäusen kommt." so Dr. Hötker.
Diese Studie gibt wichtige Fakten zu den Auswirkungen des "Repowering" auf Vögel und Fledermäuse und erleichtert dadurch Behörden und Planungsbüros die Beurteilung zukünftiger Vorhaben. Damit wird eine Beschleunigung und Qualitätssicherung von Verfahren erreicht. So werden in den nächsten Jahren viele alte Windkraftanlagen durch leistungsfähigere, große Anlagen ersetzt. Die NABU Studie zeigte auf, dass diese Modernisierung nicht zu Lasten von Vögeln und Fledermäusen gehen muss. Vielmehr bietet sich die Chance, Anlagen an ungünstigen Standorten zu entfernen und dafür deren Leistung an anderer Stelle zu installieren.
Im Rahmen der Studie wurde vom Michael-Otto-Institut ein kleines Programm entwickelt. Dies kann Behörden und Planer unterstützen, die Auswirkungen der Modernisierung von Windparks abzuschätzen. Das Programm ist beim LLUR (ehemals LANU) erhältlich.
Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel und der Fledermäuse
Das Michael-Otto-Institut im NABU hat 2004 eine vom Bundesamt für Naturschutz in Auftrag gegebene Studie zu den "Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel und Fledermäuse" vorgelegt. Darin werden die bis dahin verfügbaren Erkenntnisse über die Auswirkungen von regenerativer Energiegewinnung auf Vögel und Fledermäuse zusammengestellt und ausgewertet. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf der Windenergienutzung. Ziel war es das Ausmaß von Auswirkungen der regenerativen Energiegewinnung besser beurteilen zu können. Außerdem sollten der potentielle Einfluss eines Repowering abgeschätzt werden und auf mögliche Maßnahmen zur Verminderung negativer Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse hingewiesen werden.
Die Auswertung zur Windkraft basierte auf 127 Einzelstudien aus zehn Ländern (Schwerpunkt Deutschland). Die meisten Studien waren bezüglich ihres Untersuchungszeitraumes sehr kurz (ein bis zwei Jahre) und beinhalteten keine Erhebungen vor dem Bau der Windkraftanlagen. Langzeituntersuchungen. Die Gesamtschau der Einzelstudien erbrachte folgende Ergebnisse:
Kein einheitliches Bild
Die Nutzung von Windkraft kann sich auf Vögel und Fledermäuse durch Störungen und durch Erhöhung der Mortalität auswirken. Obwohl in der Fachwelt weitgehend Konsens besteht, dass Windkraftanlagen (WKA) zu negativen Beeinträchtigungen führen können, konnte in Bezug auf die Brutvogelbestände kein statistisch signifikanter Nachweis von erheblichen negativen Auswirkungen der Windkraftnutzung auf die Bestände von Brutvögeln erbracht werden. Tendenziell werden die Brutbestände von Watvögeln der offenen Landschaft negativ beeinflusst. Auf bestimmte brütende Singvogelarten üben Windkraftanlagen jedoch positive Wirkungen aus. Dies wird vermutlich durch sekundäre Effekte wie Habitatveränderungen bzw. landwirtschaftliche Nutzungsaufgabe in der unmittelbaren Umgebung der WKA verursacht.
Bezüglich der rastenden Vögel sind die Auswirkungen von WKA deutlich gravierender. WKA üben jeweils signifikante negative Einflüsse auf die lokalen Rastbestände von Gänsen, Pfeifenten, Goldregenpfeifern und Kiebitzen aus. Mit Ausnahme von Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel nutzen die meisten Vögel zur Brutzeit auch die unmittelbare Umgebung von Windkraftanlagen, die Minimalabstände betragen selten mehr als 100 Meter. Einige Singvogelarten besitzen die Tendenz, sich näher an größeren als an kleineren WKA anzusiedeln.
Barrierewirkung und Kollisionsraten
Die Barrierewirkung von Windparks wurde in den Studien nur vergleichsweise wenig systematisch untersucht. Es wird darunter das Ausweichen von Vögeln beim Anflug auf WKA während des Zuges oder bei sonstigen regelmäßig auftretenden Flugbewegungen verstanden. Eine Barrierewirkung konnte für 81 Vogelarten nachgewiesen werden. Besonders betroffen sind Gänse, Kraniche, Watvögel und kleine Singvögel. In welchem Maße die betroffenen Arten geschädigt werden (Störung des Zugablaufs, Beeinträchtigung des Energiehaushalts) war nicht bekannt.
Die Kollisionsraten (Zahl der jährlichen Opfer pro Turbine) wurden bis 2004 in nur relativ wenigen Fällen systematisch und methodisch einwandfrei, das heißt unter anderem mit Kontrolle der Aktivität von Aasfressern, ermittelt. Die Raten variieren sowohl bei Vögeln als auch bei Fledermäusen zwischen den Windparks von 0 bis über 50. Die Verluste stehen mit dem Lebensraum der Umgebung in einem engen Zusammenhang. Besonders kollisionsträchtig für Vögel sind Windparks an Feuchtgebieten, wo vor allem Möwen unter den Opfern sind, und auf kahlen Gebirgsrücken, wo insbesondere in den USA und in Spanien viele Greifvögel verunglücken. Waldstandorte von WKA sind besonders risikoreich für Fledermäuse. Sowohl für Vögel als auch für Fledermäuse steigt (statistisch allerdings nicht signifikant) die Kollisionsrate mit der Anlagengröße.
Unter den Opfern von Windkraftanlagen befinden sich insgesamt überproportional häufig Greifvögel und Möwen. Als besonders problematisch erscheinen in Deutschland die seit Erhebungsbeginn 1989 hohen Fundzahlen von Seeadlern (13) und Rotmilanen (41). Etwa die Hälfte aller Rotmilane weltweit brüten in Deutschland, so dass sich eine besonders hohe Verantwortung für diese Art ergibt (Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie). Artengruppen mit hoher Meidung von WKA (Gänse, Watvögel) verunglücken nur selten. Fledermäuse kollidieren überwiegend auf dem Zug oder während der Quartiersuche im Spätsommer und Herbst mit WKA.
Gering erhöhte Mortalität - erhebliche Populationsrückgänge
Durch die Simulation von Populationen mit dem Programm VORTEX konnte gezeigt werden, dass auch schon geringe Erhöhungen der Mortalität (additive Erhöhung um jährlich 0,1 Prozent) zu erheblichen Populationsrückgängen führen können, wenn sie nicht durch die Erhöhung der Reproduktionsleistung aufgefangen werden. Kurzlebige Arten mit hoher Reproduktionsfähigkeit sind hiervon stärker betroffen als langlebige Arten. Letztere können allerdings Populationsverluste weniger gut durch Erhöhung der Reproduktion ausgleichen.
Die Auswirkungen des Repowering (Ersetzen kleinerer, älterer Anlagen durch große, neuere) auf Vögel und Fledermäuse wurden auf Basis der bisher vorhandenen Daten und durch einfache Modellrechnungen abgeschätzt.
Was zu tun ist
Wirkungsvolle Maßnahmen zur Minimierung negativer Auswirkungen von Windkraftnutzung auf Vögel und Fledermäuse sind:
• eine geeignete Standortwahl (Meidung von Feuchtgebieten, Wäldern und Gebirgsrücken mit hoher Greifvogeldichte),
• Maßnahmen, die dazu dienen, die Standorte von WKA möglichst wenig attraktiv für potentielle Kollisionsopfer zu machen,
• eine geeignete Konfiguration von WKA im Windpark (Aufreihung parallel und nicht quer zu den Hauptflugrichtungen von z. B. Zugvögeln)
• sowie bestimmte bauliche Vorkehrungen (Vermeidung von Gittermasten, Drahtseilen und oberirdischen elektrischen Leitungen).