Wassermanagement für Feuchtwiesen im Zeichen des Klimawandels
Management Optimierung – Zwischen Wiesenvogelnahrung und Landwirtschaft



Wassermanagement für Feuchtwiesen im Zeichen des Klimawandels: hier im NSG "Alte-Sorge-Schleife" bei Bergenhusen - Foto: Yves Bötsch
Die in extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesen lebenden Tier- und Pflanzenarten gehören zu den in Deutschland am stärksten bedrohten Organismengruppen. Trotz langjähriger Schutzbemühungen stehen die meisten Brutvogelarten der Feuchtwiesen auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands.
Der wesentliche Grund für die Bestandsrückgänge ist der mangelnde Bruterfolg. Ein Faktor, der zu mangelndem Bruterfolg führt, ist Nahrungsmangel. Durch großflächige Entwässerung der Feuchtgrünländer wurde zwar die landwirtschaftliche Produktivität erhöht, aber die Verfügbarkeit der Nahrung für Wiesenvögel verringert, so dass oft nur noch in für den Naturschutz gestalteten Flächen größere Vorkommen von Wiesenvögeln existieren. Auch diese Gebiete sind durch die immer häufigeren, offensichtlich durch den Klimawandel verursachten Frühjahrstrockenheiten bedroht. Häufig sind die Böden selbst in Wiesenvogelschutzgebieten bereits im Mai ausgetrocknet, wodurch wichtige Nahrungsquellen für Wiesenvögel versiegt sind. Der Trockenheit wird oft durch einen Anstau von Wasser im zeitigen Frühjahr oder durch künstliche Zufuhr von Wasser begegnet.
Der Anstau von Wasser auf Grünlandflächen kann einen erheblichen Einfluss auf die Art und Menge der Nahrungsorganismen für Wiesenvögel ausüben. Die Biomasse terrestrischer Nahrungsorganismen (z.B. Regenwürmer) wird ggf. reduziert, aquatische Biomasse (z.B. Larven der Zuckmücken) wird gefördert. Der Wasseranstau kann sich negativ auf die Bewirtschaftbarkeit des Gebietes auswirken. Lange überstaute Flächen liefern kaum Nahrung für das Weidevieh, unerwünschte Pflanzen wie Röhrichte und Flatterbinsen können sich ausbreiten und solche Flächen sind wenigstens zeitweise nicht mit landwirtschaftlichen Maschinen zu befahren. So können falsch geplante Bewässerungsprojekte langfristig eher negative Auswirkungen auf die Wiesenvogel-Bestandsentwicklungen haben, da eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung die Voraussetzung für ein nachhaltiges Management von Wiesenvogelschutzgebieten ist, indem sie für die nötige Vegetationsstruktur und Offenheit der Landschaft sorgt.
In diesem im Jahr 2019 gestarteten Projekt soll ein optimales Wassermanagement für Wiesenvogelschutzgebiete erarbeitet werden, wobei zwischen einer möglichst guten Versorgung der Wiesenvögel mit Nahrung und einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Nutzung abgewogen werden soll. Die Erkenntnisse sollen in einer Handreichung für Praktiker und Gebietsmanager festgehalten und veröffentlicht werden.