Weißstorch-FAQ
Häufig gestellte Fragen
Frage - Antwort
Warum heißt der Storch Storch?
Unser Storchenexperte Kai-Michael Thomsen pflegt diese Frage immer mit: "Warum heiße ich Kai-Michael Thomsen?" zu beantworten. Etymologen geben eine andere Erklärung: Das Wort Storch, früher auch storc, storke, storah, stork, sturka oder storkr läßt sich zu den Wörtern starr, sterke usw. zurückverfolgen. Der Vogel wäre demnach nach seinem stelzenden Gang benannt. Eine andere Wurzel könnte sein, das sich der Name als Metapher vom Wort stock ableitet, das im Mittelalter für "männliches Glied" stand. Dazu passt auch zur Sage vom Storch als Kinderbringer, die im germanischen Sprachraum weit verbreitet ist.
Warum nennt man den Storch auch Adebar?
Auch bei dieser Frage lohnt sich ein Blick in ein Etymologisches Wörterbuch. Das Wort Adebar ist etwa seit dem 11. Jh. auch noch in den Formen otibero, odebar, odevare, earrebarre und eibert bekannt. Ursprung könnte hier die Deutung des Vogels als Glücksbringer abgeleitet von auda- "Heil, Glück" und bera- "tragen, bringen, gebären" sein.
Bringen Störche wirklich die Babys?
Wohl kaum!
Aber fest steht, dass der Storch schon seit jeher als "Kinderbringer" angesehen wird, wie sich auch an seinem Beinamen "Adebar" ablesen läßt (siehe Oben).
Sicherlich hat die Legende vom Klapperstorch etwas damit zu tun, dass dieser jedes Frühjahr wieder in seine Brutgebiete zurückkehrt, und dadurch mit der alljährlichen Wiederbelebung der Natur assoziiert wird.
Sein sehr freizügiges Sexualleben - Störche paaren sich zum Teil mehrmals in der Stunde, und dann auch noch vor aller Augen in der Öffentlichkeit - tat sicherlich sein übriges, um den Storch als Symbol der Fruchtbarkeit erscheinen zu lassen. Und weil sich Eltern schon immer gerne vor der unangenehmen Frage ihrer Kinder nach dem Kinderkriegen drücken wollten, musste dann eben Meister Adebar herhalten.
Warum nisten Störche so gerne auf Dächern?
Störche nisten allgemein gerne auf erhöhten Plätzen.
Neben dem Schutz der Jungen vor Raubtieren wie dem Marder, hat das beim Storch noch zwei weitere Gründe:
1. Nistet er gerne an Orten von denen aus er seine Futtergebiete überblicken kann.
Und
2. kommen erhöhte Nistplätze seinem Flugstil mehr entgegen. In weniger dicht besiedelten Gebieten nisten Störche aber auch auf natürlichen Erhebungen wie Felsen oder in Astgabeln.
Bodenbruten kommen jedoch höchst selten vor. Aus den letzten 70 Jahren sind nur 6 Fälle dokumentiert, in denen Störche ihre Nester ebenerdig gebaut haben.
Warum gibt es so viele Störche in Bergenhusen?
Das hat vor allem etwas mit der Lage von Bergenhusen zu tun. Das Dorf liegt in mitten der Eider-Treene-Sorge Niederung auf dem Stapelholm, dem größten Berg in der Gegend. Das Bild der Niederung war früher durch zahlreiche Flachseen geprägt und auch heute noch bieten die vielen Feuchtwiesen ein sehr gutes Futtergebiet. Da Weißstörche gerne ihre Futtergebiete vom Nest aus überblicken, bieten landschaftliche Erhebungen einen zusätzlichen Anreitz zum Nisten. Außerdem kommt das Nisten auf höhergelegenen Standorten auch dem Flugverhalten des Weißstorchs entgegen.
Sind Störche ein Leben lang Partnertreu?
Nein!
Oder genauer gesagt nicht einander. Wirklich treu sind sie nur ihren Nestern.
So versuchen sie jedes Jahr wieder den Horst aus dem Vorjahr zu besetzen. Findet sich dann zufällig wieder das gleiche Storchenmännchen oder -weibchen ein, dann kann es sein, dass sich beide wieder paaren. Oft findet aber einer von beiden einen anderen Partner.
Allerdings sind sich Störche während der Brutsaison treu. Man sagt deshalb auch Störche führen eine Saisonehe.
Beziehungsweise, wegen ihrer Vorliebe für die Nester, Störche sind Nest- bzw. Horsttreu.
Werfen Störche wirklich immer ihr erstes Ei / Junges aus dem Nest?
Nein!
Das ist ein wirklich ganz alter Aberglaube!
Wahr ist nur, dass man gelegentlich tote oder schwer verletzte Jungvögel neben Storchennestern findet.
Dafür lassen sich drei Gründe angeben:
1. Versuchen immer wieder Storchen-"Jungesellen" brütende Störche aus ihrem Nest zu vertreiben, wobei manchmal Junstörche aus dem Nest fallen können.
2. Werfen Störche tote Jungen nach einigen Tagen aus dem Nest.
3. werfen Störche in Zeiten der Futterknappheit manchmal kleine, schwächliche Jungen aus dem Nest, um das Überleben der stärkeren, gesunden Jungen zu sichern.
Fressen Störche nur Frösche?
Nein!
Bergenhusener Störche ernähren sich zum Beispiel zum größten Teil von Mäusen. Störche sind sogenannte Nahrungsopportunisten. Das bedeutet, dass sie an keine spezielle Nahrung gebunden sind, sondern sich vielmehr von allem ernähren können, was in reichlicher Zahl vorhanden und leicht zu bekommen ist. Zur Nahrung von Störchen zählen dann auch Lurche, Fische, kleine Säuger wie Mäuse und Maulwürfe und manchmal sogar kleine Vögel wie zum Beispiel Kiebitzkücken. Sind all diese Dinge in ausreichender Zahl vorhanden, suchen sich Störche die Nahrung die am einfachsten zu fangen ist. Wenn sie die Wahl zwischen einem schönen Flachsee mit Fischen und Amphibien und einer Wiese mit Kleinsäugern haben, werden sie bestimmt erst im Flachsee ihr Glück versuchen.
Warum ziehen Störche im Winter in den Süden?
Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass Zugvögel dadurch einen jahreszeitlich bedingten Futtermangel in ihren Brutgebieten ausgleichen.
Auf jeden Fall liegt es nicht daran, dass sie hier frieren würden. Das beweist alleine schon die hier in Bergenhusen überwinternden Störche, die ihren Zugtrieb verloren haben.
Warum bleiben Störche nicht das ganze Jahr über in Afrika?
Weil die Nahrungskonkurrenz größer ist. Das ganze Überwinterungsgebiet ist kleiner als das gesamte Brutgebiet. Ausserdem gibt es in den Überwinterungsgebieten auch eine Vielzahl anderer Störche, wie den Nimmersatt oder den Sattelstorch.
Außerdem ist es in den Brutgebieten im Sommer ein paar Stunden länger hell als in den Überwinterungsgebieten, was einen zusätzlichen Vorteil bei der Nahrungssuche bringt.
Wohin ziehen Störche im Winter?
Bei Weißstörchen unterscheidet man bezüglich des Zugverhaltens die Westzieher von den Ostziehern.
Die Westzieher brüten in Südwestdeutschland, den Benelux-Ländern, Frankreich, Spanien und Portugal. Sie ziehen über die Westroute, überqueren das Mittelmeer bei Gibraltar, und überwintern in Westafrika oder im südlichen Portugal und Spanien.
Die Ostzieher brüten im restlichen Teil Deutschlands sowie in Dänemark, Osteuropa und dem Mittleren Osten und fliegen auf der Ostroute über die Ägäis und die Sinai Halbinsel nach Ostafrika oder bis hinab nach Südafrika.
Der Grund für diese Flugrouten liegt im Flugverhalten des Weißstorchs. Da er sich hauptsächlich von der Thermik tragen lässt, kann er keine großen Entfernungen über Wasserflächen zurücklegen, und muss daher das Mittelmeer umfliegen oder es an Meerengen wie Gibraltar überqueren.
Warum überwintern manche Störche in Deutschland?
Gelegentlich werden Störche verletzt oder Jungstörche fallen aus dem Nest und müssen vom Menschen gepflegt werden. Haben solche Störche einmal einen Winter in Deutschland verbracht, so erlischt ihr Zugtrieb und sie ziehen nicht mehr zusammen mit ihren Artgenossen nach Süden.
Es kommt aber auch gelegentlich vor, dass eigentlich gesunde Störche nicht mit ihren Artgenossen in den Süden ziehen. Die Gründe dafür sind noch weitgehend ungeklärt.
Müssen Störche, die in Deutschland überwintern, gefüttert werden?
Eigentlich nicht!
In der Regel kommen Störche sehr gut mit der kalten Witterung klar, und sind auch noch in der Lage genügend Futter zu finden. Zufüttern sollte man nur dann, wenn Bodenfrost und eine geschlossene Schneedecke die Nahrungssuche unmöglich machen. Am besten wendet man sich aber in einem solchen Fall an einen Weißstorchenbetreuer oder ein Storchenzentrum.
Was fressen Störche im Winter?
In den Überwinterungsgebieten ernähren sich Weißstörche ähnlich wie in ihren Brutgebieten. Auf dem vielfältigen Speisenplan stehen Insekten wie der Luzernenkäfer oder die Larve des Afrikanischen Herrwurms sowie Fische, Lurche und Mäuse. Leider fressen viele Störche auch immer wieder durch Pestizide vergiftete Wanderheuschrecken und verenden daran.
Mehr zum Weißstorch
Der Weißstorch ist bei uns ein typischer Kulturfolger und der einzige Großvogel, der sich eng an den Menschen angeschlossen hat. In Deutschland und anderen Teilen Mittel- und Westeuropas ist heute landwirtschaftlich genutztes Grünland der typische Lebensraum der Weißstörche. Mehr →
Im August macht sich Unruhe unter den Störchen breit: Die Jungstörche unternehmen immer weitere Ausflüge in die Umgebung des Nestes und sind schließlich bald verschwunden. Kurze Zeit später haben sich Eltern und Jungvögel unabhängig voneinander auf den langen Weg nach Afrika begeben. Mehr →
Der Bruterfolg der Störche reicht in Deutschland nicht aus, um die natürlichen Verluste auszugleichen. Der Bestandsanstieg resultiert vor allem aus einem Zuzug von Störchen aus Regionen mit höherem Bruterfolg. Immer noch machen zahlreiche Gefahren dem Weißstorch das Leben schwer. Mehr →
Wenn auch die Weißstörche ihre Nester selber bauen und ihre Junge selber aufziehen können, so gibt es doch einiges, was der Mensch zur Bestandserhaltung und -Entwicklung tun kann. Bekommen Sie einen Einblick, was möglich ist. Mehr →
Neben unserem Storchenzentrum gibt es noch weitere NABU - Zentren und Storchendörfer, die sich mit dem Weißstorch beschäftigen. Hier kommen Sie zu den Links der anderen Zentren! Mehr →